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Mein Leben

  

 

 Teil 2

Vorwort

Ich suchte mich bei meinem Coming-out immer noch selbst, hatte es aber zugelassen, ohne eine genaue Vorstellung zu haben, wie mein weiterer Weg aussehen wird.

Die Gesellschaft kann grausam sein, muss sie aber nicht! Je besser man vorbereitet bist, desto besser klappt der erste "Ausgang". Wie reagieren die anderen Passanten, lästert einer über mich? Kann es mir nicht egal sein, wenn so etwas passiert? Natürlich – aber diese Hemmschwelle muss erst einmal überwunden werden. Je weniger Anlass man den Anderen gibt, um so weniger fällt man auf. Und wenn dann das Passing noch perfekt ist, ist man auch als Trans* fast nicht mehr auszumachen.

Natürlich wäre es für alle Betroffenen noch schöner und vor allem dieser Schritt einfacher, wenn nicht immer wieder Angriffe gestartet würden von Leuten, welche ihre eigene sexuelle Identität gefährdet glauben, wenn sie ihre heteronormativen Grundregeln verletzt sehen.

 

 

Nach 50 Jahren kam Harumi Michelle

Das heimliche Coming-out, das Gefühl, du ziehst Frauensachen an, im ersten Moment; ein Mann zieht Frauensachen an und ja ich fühle mich damit wohl. Aber immer noch für mich allein. Es musste dringend etwas geschehen und es geschah nun.


10.02.2007, erster offizieller öffentlicher Auftritt.

Meine Frau fand mich schick und "Wenn du dich traust, dann geh doch so!" waren ihre Worte.

Bei der Party erkannte mich anfangs in meinem zugegeben etwas nuttigen Outfit keiner. Erst durch die Parallele zu meiner Frau wusste man, wer dahinter steckt.

Noch nahezu ungeübt im offiziellen weiblichen Auftreten, was hier aber noch keine Rolle spielte, war ich an diesem Abend recht zurückhaltend. Dieses Auftreten als Frau war für mich völlig neu.

Bis dahin glaubte ich, eventuell andere Ursachen seien verantwortlich für mein psychisches Unbehagen, doch jetzt erkannte ich den Grund dafür. Ich versuchte meine Weiblichkeit zu leben und erleben. Meiner Frau musste ich nun auch reinen Wein einschenken und ihr alles erklären. Danach meinte sie, sie wolle versuchen, mich zu verstehen und mich auch so zu akzeptieren. Ich solle ihr Zeit geben. Beiläufig hatte sie mir dann noch erzählt, dass sie sich schon oft gewundert habe, wo in unserer Wohnung immer wieder die langen Haare herkamen, doch nun weiß sie es. – Sie hatte nie danach gefragt.

Bei unserem Urlaub in Kenia zu meinem 50. Geburtstag, 1½ Monate nach meinem Coming-out, hatte ich mir dann immer wieder ausgemalt, wie es wäre, wenn ich hier mit meinen derzeitigen Möglichkeiten bereits als Frau auftreten könnte. So weit war es aber noch nicht.

Angespornt durch mein Coming-out bin ich dann öfter unterwegs gewesen, kurze Zeit noch mit Maske. Da mich in der Stadt viele kannten, hatte ich immer noch Angst, erkannt zu werden, besonders von solchen, wo ich mir recht sicher war, dass sie mit mir nun starke Probleme haben, was sich später auch teilweise bewahrheiten sollte.

Nach kurzer Zeit entschloss ich mich aber doch, auf die schützende Maske zu verzichten. Auf Dauer war das eh' keine Lösung und mein Selbstbewusstsein zur Weiblichkeit festigte sich sehr schnell. Jetzt musste ich mich schminken und hatte kaum Ahnung davon. Es dauerte eine Weile, bis mir das alles gut von der Hand ging.

Das Gefühl, als ich die ersten Male ohne "schützende" Maske en-femme in die Öffentlichkeit ging – war – weiß nicht. Wenn ich an meine damalige Zusammenstellung von Kleidung, Make-up und Perücke denke, wird mir noch heute ganz flau. Doch ich hatte den ersten Schritt gewagt. Dann wurde analysiert, warum die Menschen mich gleich als etwas "Außergewöhnliches" ausmachen. Was muss ich verändern und besser machen? Wenn ich aber ganz ehrlich sein soll, ein recht dickes Fell sollte man schon haben. 

 

 

 

 

 

 

Das wirklich allerletzte Foto von mir in der Rolle des Mannes und mit meiner Ehefrau bzw. Ehepartnerin Anfang Juni 2007 bei einer Kinderfeier in einer Gaststätte in Brandenburg. Hier mit der großen Ausführung der kleinen Eisenbahn (LGB). 

 

 

Sehr bald merkte ich, ich brauche dieses wirkliche und dauerhafte Frausein zu meinem Wohlbefinden. Das Verlangen, wirklich Frau zu sein, wurde immer häufiger und stärker. Wichtig für jeden ist es, genau zu wissen, was er ist bzw. sein möchte.

Der Wille, nun auch als Frau zu leben festigte sich. Das Umfeld, in dem ich das umsetzte, wurde breiter und breiter. So folgte zum Ende 2007 ein Outing im Verein, im Brandenburger Modellbahn-Freunde e.V., der ja immerhin weit über 30 Jahre meine gesamte Freizeit prägte und den ich 22 Jahre leitete. Doch hier hatte ich die Rechnung ohne gewisse "ehrenwerte" Vereinsmitglieder gemacht. Ende März 2008 endete meine Mitgliedschaft durch Ausschluss aus wichtigem Grund: "Man hätte einen Erziehungsauftrag gegenüber den jüngeren Mitgliedern zu leisten." Mit den aufstrebenden Egozentrikern um den neuen Vorsitzenden, Herrn D., wollte ich mich nicht weiter auseinander setzen und habe es bei ihrem Glauben belassen. Heute, mit mehr Abstand betrachtet, war meine Entscheidung richtig. Mit Herrn D., der lange Jahre auch mein Stellvertreter war, hatte ich bis dato aus meiner Sicht eigentlich ein gutes Verhältnis. Aber wie die Menschen beim Thema Trans* reagieren ist wirklich kaum vorauszusehen. Als ich 2006 nicht wieder für den Vereinsvorsitz kandierte, gab ich den Weg für die Egozentriker des Vereins frei. Auch der Altvorsitzende, ein Herr Dr. H., der den Verein aufgebaut und die ersten 22 Jahre vor mir geleitet hatte, dessen Wort immer etwas galt und geachtet wurde, gebärdete sich bei dem Gedanken, dass ein Trans*-Mensch Mitglied des Brandenburger Modellbahn-Freunde e.V. ist, erzkonservativ.

Es gibt nun mal Menschen, die alles verteufeln, bekämpfen und versuchen nieder zu machen, was sie nicht begreifen wollen oder können, nicht ihren Idealen entspricht und womit ihr Schubladendenken nicht klarkommt. Mit solchen Leuten aus dem Modellbahnverein hatte ich dann noch einen Termin vor Gericht. Das Resultat war; sie mussten mir eine Entschädigung für ihr loses Mundwerk zahlen.

Im August 2008 begann meine Transition mit einer psychologischen Betreuung auf meinem offiziellen Weg zur Geschlechtsangleichung. Ich wollte natürlich auch so verstanden und akzeptiert werden, obwohl mir bewusst war, dass ich als Trans* nie eine perfekte Frau werden kann. Es begann der geforderte sogenannte Alltagstest, ob ich als Frau überhaupt leben kann. Die Hormonbehandlung hatte bald begonnen und der Antrag auf Änderung meines Vornamens offiziell in Harumi Michelle wurde gestellt. 

Durch die Gabe weiblicher Hormone wurde mein Aussehen langsam weiblicher. 

Im September war ich mit meiner Frau im Urlaub auf Mauritius. Mein erster Urlaub als Frau. Es war schon lustig, wie schwer sich die deutschen Passbehörden mit meinem weiblichen Auftritt taten. Ohne Übergangsausweis der dgti wäre da nichts gegangen, denn geänderte Ausweispapiere hatte ich ja noch nicht. Auf der Rückreise gab es bei der deutschen Passkontrolle das gleiche Spiel. (Heute lässt man jeden sogenannten Asylanten/Flüchtling ohne jegliche Papiere durch – Rechtsbeugung 1. Grades.)

Zum Jahreswechsel waren wir dann wieder mal auf Teneriffa.

Seit August 2008 lebte ich meinen Alltagstest.

Anfangs noch unsicher, wie weit will ich gehen, denn die hormonelle und operative Geschlechtsangleichung ist ein sehr schwerwiegender Schritt. Hinzu kommt, dass dieser Schritt nahezu irreversibel ist.

Das Jahr 2009 begann, die Ehe stand zwischenzeitlich fast auf der Kippe. Nun war ich mir sicher, die OP ist das Ziel meiner Transition. Meine Frau und Partnerin akzeptierte das dann, wenn auch nicht gerade mit Freude.

Im Gegensatz zur persönlichen Entwicklung ging alles Behördliche nur sehr langsam voran, schien wohl auch künstlich verschleppt zu werden.

Ich hatte mit meiner Ehepartnerin über alles gesprochen und sie versuchte, mich so gut wie möglich zu verstehen, obwohl es ihr wirklich nicht leicht fiel.

Das wahre Alter eines Menschen lässt sich nur schwer leugnen. Mit entsprechender Kosmetik ist zwar noch vieles möglich, trotzdem gibt es unüberschreitbare Grenzen. Allenfalls die kosmetisch ästhetische Chirurgie kann einen Schritt weiter gehen, bzw. die Zeit optisch etwas zurückdrehen. Ich habe mein Gesicht operativ verändern lassen, das ändern, was die Hormone nicht mehr schaffen konnten. Nachdem die OP fast 4 Wochen zurück lag, war ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Ich wurde in der Öffentlichkeit nun nicht mehr als "verkleideter Mann" wahrgenommen.

Aufnahme: August 2008 Aufnahme: 09.04.2009

Ab Ostern 2009 ging ich wieder arbeiten. Ich wollte wissen, wie ich in diesem wichtigen Lebensbereich meine weitere Aufgabe meistere. Ich hatte mich bis hier her durchgebissen, hatte mit Behörden und Institutionen gekämpft. Da wollte ich das nun auch noch schaffen!

Mein Wiedereinstieg ins Berufsleben begann mit einer Tauglichkeitsbeurteilung beim Arbeitsmedizinischen Dienst. Das Resultat war, dass ein weiterer Einsatz auf Gleisbaumaschinen vorerst nicht angeraten sei. So wurde ich im Materiallager eingesetzt. Das war allerdings nicht gerade das, was ich mir ausgerechnet hatte. Nach über 30 Jahren Montage, und es hatte mir ja auch Spaß gemacht, war ich nicht gerade für den Innendienst zu begeistern. Hinzu kam, viele Kollegen kannten mich bisher als Harald und nun stand ich als Harumi Michelle vor ihnen. Da gab es sicher auch Berührungsängste. Dieses Problem war mir allerdings auch aus meinem privaten Umfeld bekannt. Nach 7 Wochen ging es wieder in die Krankschreibung.

Das ganze Jahr 2009 war ausgerichtet auf die Schaffung der Voraussetzungen für die Durchführung dieser OP, doch ich bin gescheitert an dem Unverständnis einiger Ärzte und meiner Krankenkasse. Die OP rückte wieder in weite Ferne. Entscheidungen zur Transition treffen leider vielfach Menschen, die man überhaupt nicht kennt und die die betreffende Person genau so wenig kennen.

Die geschlechtsangleichende OP in Berlin war erst mal in weite Ferne gerückt und so hatte ich im ASKLEPIOS-Fachklinikum Birkenwerda eine andere OP zwischenzeitlich "vorgezogen".

  

 

Das Foto rechts zeigt mich kurz vor der OP zum Fettabsaugen. Keine Perücke mehr, diese Haare sind echt und die sich unter dem OP-Hemdchen abzeichnenden Brüste natürlich auch.

   

     

Im Oktober 2009 fand mein Namenänderungsverfahren beim Vormundschaftsgericht Potsdam nach fast 14 Monaten endlich ein gutes Ende.

Außerdem war ich nun in München gewesen und hatte mich dort für die Ga-OP bei Dr. Schaff angemeldet.

Über ein Jahr nach Antragstellung auf Kostenübernahme für die Ga-OP stellte die Krankenkasse bzw. der MDK fest, dass weitere Beweise, sprich Befunde, für eine Entscheidungsfindung benötigt werden.

Mitte März 2010 folgte eine weitere Gesichts-OP, die wegen einer aufgetretenen Medikamentenallergie beinahe schief gegangen wäre. Ich hatte diese OP ebenfalls vorgezogen, weil der Termin für die geplante Ga-OP noch in weiter Ferne schien. Doch wie ein Geschenk zu Pfingsten wurde ich kurz vor dem Fest gefragt, ob der OP-Termin um 5 Monate vorgezogen werden könne.

Ende Juni 2010 war es dann soweit, der Termin meiner Ga-OP. Alles verlief planmäßig und ohne Komplikationen. Die OP dauerte etwa 4 Stunden. Danach war ich recht schnell wieder o.k. und auch körperlich ging es mir gut. Ich hatte diese OP also gemacht und war überglücklich, nicht aufgegeben zu haben.

Es gab dann gleich wieder behördlichen Stress, weil für die weitere Krankschreibung auf Grund der bestehenden Blockfrist kein Krankengeld mehr gezahlt wurde. So musste ich mich beim Arbeitsamt melden. Vom Arbeitsamt gab es aber kein Geld, wie man nach 3 Monaten Bearbeitungszeit errechnet hatte. Ich bzw. wir, die sogenannte Bedarfsgemeinschaft, seien "zu reich".

Der 2. Schritt meiner Ga-OP wurde Ende November 2010 vollzogen. Auch diese OP verlief problemlos, dauerte knapp 2 Stunden, zumindest habe ich das so in Erinnerung. Gleich nach der OP war ich wieder bestens drauf.

Vor schon mehreren Jahren hat eine erfahrene Psychiaterin angeregt – und das auch für Erwachsene – bei schwierigen, unsicheren oder ähnlichen Lebenssituationen etwas Liebgewonnenes, ein Kuscheltier oder so, bei zu haben. Ich hatte meinen Pluto, ein liebes "Mitbringsel" von Mitte der 1990er Jahre aus dem Disneyland Paris, dabei. Er war schon während meiner Transition immer der, dem ich alles erzählen konnte und er schaute mich dann immer mit seinen treuen großen Kulleraugen an. Was für Kinder gut ist, kann für Erwachsene auch nicht schlecht sein.

Anfang März 2011 folgte meine nächste und letzte OP, reine Korrekturen und Ergänzungen für mein weibliches Aussehen.

Einen Monat später kam meine Rückkehr ins Berufsleben in den Betrieb, dem ich schon lange angehörte. Wenn auch die Anerkennung meiner Identität vielen noch immer schwerfiel, ich wurde halbwegs akzeptiert und meine neue Arbeit in der Einsatzleitung machte mir Spaß. Das Montageleben war für mich nicht mehr aktuell, auch hätte es mir bestimmt nicht mehr gefallen. Die allgemeinen Verhältnisse hatten sich stark verändert und in mehrerlei Hinsicht nicht gerade verbessert. Fortan war ich im Büro. Da hatte ich im Gegensatz zur Montage auch eine geregelte Arbeitszeit.

Nach dem Abschluss der Transition und der Operationen bin ich ab 2011 dann wieder regelmäßig mit meiner Frau in den Urlaub gefahren. Mit ordnungsgemäßen Papieren gab es nun bei der Passkontrolle keine Probleme mehr. In den Folgejahren haben wir sehr viele schöne Reisen gemacht; nach England, Seychellen, Israel, Sansibar, Mexiko, Irland, Malediven, Südafrika, Island, um nur einige zu nennen. In den Gastländern hatte ich nie Probleme mit der Akzeptanz.

Von Ende September bis Mitte Oktober 2011 war ich versetzt zum Standort Duisburg unseres Betriebes. Hier lernte ich viele neue Leute und Kollegen kennen. Es sind dort wundervolle Menschen und ich hatte mich bei ihnen sehr wohl gefühlt. Nach Ende meiner befristeten Versetzung war ich dann wieder in der Niederlassung bei Magdeburg. Ich fühlte mich dort aber nicht sonderlich wohl. Es gab zwar keine direkten Anfeindungen, aber einige Kollegen ließen ihre Abneigung mir gegenüber, weil ein "richtiger Mann" so etwas nicht machen darf, mich auch merken. Der Betriebsrat und Vorgesetzte wollten natürlich wieder wie 2009 nichts davon mitkriegen (wie die allseits bekannten 3 weisen Affen).

In der Folgezeit gab es einige gravierende Änderungen in der Betriebsstruktur und mein Aufgabengebiet wurde umfangreicher und änderte sich auch deshalb öfter. Im Laufe der Zeit verbesserte sich die allgemeine Situation im Betrieb. Ich fühlte mich mehr und mehr wohler und akzeptierter.

Nach den Erfahrungen mit dem Modellbahnverein hatte ich an einer Mitgliedschaft in einem Verein kein Interesse mehr. Der Zufall wollte es aber, dass die Arbeitsgemeinschaft Osthavelländische Kreisbahnen e.V. durch meine Homepage (Touristikportal) auf mich aufmerksam wurde. Der damals stellvertretende Vorsitzende dieses Vereins hatte unermüdlich versucht, mich nach Ketzin zu locken. So wurde ich dort Mitglied. Die Mitglieder waren nett und korrekt zu mir.

Auf Grund meiner Kenntnisse und Erfahrungen im Bereich Gleisbau und Bahnbetrieb hat man mir die Federführung für alle bahntechnischen Belange des gepachteten Streckenabschnittes und des Bahnhofes Ketzin übertragen.

Der Zufall wollte es, dass dann auch noch für mich der Erwerb einer kleinen betriebsfähigen Rangierlok vom Typ N 4b, für die ich eine Bedienungsberechtigung habe, möglich wurde. Einen Eisenbahnführerschein hatte ich ja aus meiner beruflichen Laufbahn. Diese Lok war nach Schaffung der Voraussetzungen als Leihgabe für die AG OHKB e.V. im Dienst.

Im Januar 2017 besuchte ich noch einen Lehrgang zur Anschlussbahnleiterin und war nun von der Landeseisenbahnaufsicht des Landes Brandenburg offiziell als "Anschlussbahnleiterin für nichtöffentliche nicht bundeseigene Eisenbahnen mit eigener Betriebsführung mit Triebfahrzeugen oder mit sonstigen Rangiermitteln", wie es offiziell heißt, zertifiziert und bestätigt. Auf Grund eines für mich nicht mehr tragbares Vereinsumfeld habe ich den Verein mit anderen Vereinsmitgliedern dann Mitte 2019 verlassen. Die Lok wurde wieder verkauft.

Im November 2016 erschien in der Tagespresse von Brandenburg an der Havel in der "Märkischen Allgemeinen Zeitung" ein Artikel über mich und meine Transition (Artikel in der MAZ). Nach über 30 Jahren besteht unsere Ehe noch heute fort.

Im Sommer 2020 meldete sich das Fernsehen, der SWR, bei mir und fragte an, ob ich an einer Talkshow zum Thema "Was die Liebe aushält" mit Michael Steinbrecher teilnehmen würde. Ich habe zugesagt. So bin ich dann Ende September 2020 zur Aufzeichnung nach Baden Baden gefahren. Es war alles sehr interessant, auch die Geschichten der anderen Talkgäste. Ich lernte wieder viele nette Menschen kennen.

Seit Februar 2021 bin ich nun nach einem erfüllten Berufsleben Rentnerin. Meine Partnerin und ich, wir führen eine vertrauensvolle Ehe/Partnerschaft, die obendrein auch noch funktioniert, ohne Heimlichkeiten! Für diesen Lebensabschnitt haben wir noch viel vor. Bleibt zu hoffen, dass wir uns alles noch ermöglichen können, denn in unserer heute immer mehr verblödenden Gesellschaft erscheint das nicht mehr als selbstverständlich. Wir werden regiert und geführt von fanatischen Lügnern und Ideologen.

Auch wir sind nun von einem gesundheitlichen Schicksal betroffen, meine Frau ist schwer erkrankt. Bisher sind wir damit immer noch relativ gut klargekommen und haben das Beste daraus gemacht, aber nun sieht es nicht mehr so rosig aus. Ich hoffe, wir haben Glück und für uns beide gibt es eine Zukunft.

Mit der gemeinsamen Zukunft war nichts. Meine Frau hätte kein selbstbestimmtes Leben mehr führen können und wäre abhängig von künstlicher Beatmung und Ernährung und alles ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben. So habe ich mich entschlossen, ihren Wunsch aus ihrer Patientenverfügung umzusetzen. Nach 4 Tagen warten auf den Tod ist sie dann friedlich eingeschlafen.

    

Um eine oft gestellte Frage zu beantworten; "Ja, ich würde es immer wieder machen, diesen wenn auch sehr, sehr steinigen Weg wieder gehen.

   

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Harumi Michelle

2018

Transgender im Allgemeinen sind mittlerweile ein Stück unserer Alltagskultur geworden! Auch wenn es viele Zeitgenossen immer noch nicht wahrhaben wollen. Wir sind ein Stück menschlicher Normalität! Menschen wie uns hat es immer gegeben und wird es immer geben.  

© H. M. Waßerroth