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Teil 5 - Rentenalter

 

Eintrag 22.02.2021

Wir haben ein neues Jahr und wir haben immer noch Corona. Das Virus hat zum Jahresende und zum Beginn dieses Jahres einmal mehr gezeigt, dass ihm so leicht nicht beizukommen ist. So hat das neue Jahr angefangen wie das alte Jahr aufgehört hat. Für mich brachte das neue Jahr aber etwas Neues. Der Januar war mein letzter Monat, in dem ich arbeiten gegangen bin. Als besonders langjährig Versicherte bin ich seit Anfang Februar Rentnerin nach der 63er-Regelung. Mein aktives Arbeitsleben ist nun beendet. Ein Wehrmutstropfen war da aber doch mit dabei. Wenn auch wegen Corona derzeit vieles anders ist, keiner meiner Vorgesetzten hat es für nötig gehalten, nicht mal ansatzweise, mich vom Arbeitsleben nach über 45 Dienstjahren bei der Eisenbahn (erst DR dann DB AG) ins Rentnerdasein zu verabschieden, eine sehr schwache Kür. Trotzdem habe ich mein Berufsleben, auch mit Höhen und Tiefen, nie bereut! Es war ein schönes Arbeitsleben, obwohl ich nie Eisenbahnerin werden wollte, sondern Geologin.

Noch fühlt es sich an wie längerer Urlaub. Aber bei allem, was ich mache, sagt mir das Bewusstsein dann immer wieder, lass dir Zeit, du musst nicht morgen oder Übermorgen wieder arbeiten gehen und dann ist dafür keine Zeit. Man kann sich ohne Zeitdruck alles besser einteilen. Aber so richtig Freude kommt dabei dann doch nicht auf. Vieles, worauf ich mich gefreut hatte, teilweise schon längere Zeit, umherreisen und noch viel ansehen und kennen lernen, all das ist nicht möglich. Es steht in den Sternen, ob alles je wieder möglich sein wird.

 

Eintrag 15.11.2021

Es ist ruhig geworden. Nicht nur weil ich jetzt zu den Rentnern gehöre, nein auch das allgemeine, normale Leben. Ich habe immer gern Leute um mich gehabt, mochte das quirlige Leben. Heute ist davon nicht mehr viel übrig. Dass das auf der Arbeit irgend wann mal zu Ende geht, ist der Lauf der Zeit und war zu erwarten, aber sonst ist durch Corona noch immer alles weit weg von der früheren Normalität. Ich habe zwar, was ich mir schon lange vorgenommen hatte, endlich meine ganzen Fotos und über die Jahre gesammelten Zeitungsartikel einsortiert und katalogisiert, aber sonst ist nicht viel mehr passiert. Außer im II. Quartal, da gab es mehr als nur Stress. Durch die Krebsdiagnose bei meiner Ehepartnerin und dem Umstand, dass sie die sofort begonnene Chemotherapie anfangs überhaupt nicht vertragen hatte und noch andere gesundheitliche Probleme mit dazu kamen, wurde alles durcheinander gewirbelt. Es sah da ganz düster aus, so dass ich schon fast mit dem Schlimmsten gerechnet hatte. Das hat sich glücklicherweise alles nach einiger Zeit gebessert und wir haben nun alles wieder im Griff. Und trotzdem, der ganze Corona-Eiertanz um 1G, 2G, 3G mit oder ohne Plus, geimpft oder ungeimpft usw. geht einem so was von auf die Nerven, dass man sämtliche Freude am Leben verliert. Das Gesellige, das ich so geliebt habe, fehlt mir. Lobbyisten, die anders scheinbar nicht viel zu melden haben, spielen sich in den Vordergrund und wissen angeblich ganz genau was wie zu laufen hat. Natürlich muss die Pandemie bekämpft werden und das schnell und effektiv, man muss sich zusammensetzen und eine Strategie entwerfen, die Hand und Fuß hat und nicht ständig hü und hott, hin und her. Und die öffentlichen Medien greifen natürlich allen Müll auf und labern ihn breit. Es fehlen klare Ansagen. Obwohl nun viel mehr wissenschaftliche Erkenntnisse vorliegen, ist das, was hier in der letzten Zeit von der Politik geboten wird, nur ein Trauerspiel, immer wieder das Gleiche, anstatt die Bevölkerung in der Bekämpfung mitzunehmen. Kommentieren kann man das nur mit blablabla.

  

Eintrag 27.03.2022

Nun bin ich schon über 1 Jahr Rentnerin, aber so richtig habe ich mich damit noch immer nicht anfreunden können. Es ist zwar schön, nicht mehr früh aufstehen zu müssen und dann über die nervige A2 zur Arbeit zu fahren. Und auch sonst habe schon sehr viel geschafft, was ich mir für diese Zeit vorgenommen hatte, trotzdem konnte mich das lange nicht so richtig zufrieden stellen. Freiheiten, die ich genießen wollte, reisen, weitere Länder kennenlernen ohne zu rechnen, wie viel Tage Urlaub man noch hat. Doch das wird einem alles verleidet. Die Welt draußen spielt verrückt und unsere Gesellschaft hier verblödet immer mehr. Ständig wird man gegängelt, was man soll oder nicht soll, ständig werden neue Schreckensszenarios verbreitet. Jeder weiß angeblich genau, was wie zu tun ist. Es macht einfach keinen Spaß mehr. Und dazu kommt noch die schwere Erkrankung meiner Frau.

  

Eintrag 01.08.2022

Es wird Zeit, hier mal wieder einen Eintrag vorzunehmen.

Die Welt ist in der Zwischenzeit leider nicht besser geworden. Es belastet einen immer mehr und man macht sich ernstlich Gedanken, wie soll das alles noch weiter gehen. Überall beharkt man sich gegenseitig, statt konstruktiv anzupacken und endlich vernünftige Politik zu machen, die auch dem eigenen Land nützt und nicht aus dem Bauch heraus irgend welchen Emotionen folgt. Die derzeit amtierenden Politiker sind mit vollmundigen Versprechen angetreten, was sie alles besser und vernünftiger machen wollen. Dabei haben sie in ihrer bisherigen Regierungszeit durch eigene selbstherrliche Politik dem Land mehr geschadet als gedient.

Aus der Bevölkerung immer mehr herauspressen, ohne überhaupt den blassesten Schimmer zu haben, was das Leben bereits jetzt mit manchen nicht zu Ende gedachten Phantasien den Menschen auferlegt. Viele wissen schon heute nicht mehr, was sie zum Monatsende zu Essen auf den Tisch bringen sollen. Statt dessen werden überall in der Welt Geldgeschenke verteilt, lässt man sich von Botschaftern beschimpfen (der wurde ja dann endlich abgelöst), und hier im Land geht nach und nach das Licht aus. Sicherlich ist die Situation nicht einfach bei der derzeitigen allgemeinen Lage, aber es müsste doch wenigstens das eigene Land zumindest den größten Stellenwert haben. Wir schreien nach Sanktionen gegen Russland und schädigen uns selbst zur Freude von Putin mehr als Russland. Und ein nicht unerheblicher Teil unserer Bevölkerung glaubt auch noch, getragen von den staatlichen Propagandamedien, dass das der einzig richtige Weg sei. Wer Gegenargumente bringt, wird nieder geschrienen und nachher wird rumgeheult, man wollte das ja alles nicht so. Das alles hat längst nichts mehr mit wohlüberlegter Logik zu tun. Wie weit geht die allgemeine Verblödung noch?

Auch wollen wir das Weltklima retten, aber wir allein werden das ohne vielfache Hilfe in der Welt nicht schaffen. Sicherlich, ein Anfang muss gemacht werden und die Zeit drängt mehr denn je. Da ist ein kühler Kopf gefragt und effektive Lösungen schnellstens von Nöten. Aber wir beginnen Hals über Kopf grünen Ideologien folgend den Bau des neuen Klimagebäudes mit dem Dach, ohne solide Grundlagen, das Fundament dafür, geschaffen zu haben. Das Land, seine Bewohner und weitere Völker müssen dabei auch mitgenommen, müssen dafür begeistert werden. Gute Klimapolitik funktioniert nur mit der Bevölkerung und Industrie und nicht dagegen. So werden sie motiviert, noch mehr für Klima und Umwelt zu tun. Da hilft es nicht, wenn man sich beispielsweise auf die Straße setzt und festklebt oder irgendwo ankettet. Das bringt nur Frust, Trotz, Ablehnung und nichts fürs Klima, im Gegenteil, es ist kontraproduktiv. Mir ist bisher zum Beispiel noch nichts von diesen ach so klima- und umweltrettenden Aktivisten bekannt geworden, dass sie sich an nachhaltigen Klimaprojekten beteiligen, vielleicht gar Bäume pflanzen oder so. Im Gegenteil, diese selbstgerechten narzisstischen Klimaaktivisten scheinen eher nur auf Krawall gebürstet zu sein. Nur Forderungen zu stellen ist viel einfacher und leichter als mit anzupacken. Eine Generation, die jeden erdenklichen Luxus - von der Waschmaschine über den Wäschetrockner bis zur Spülmaschine und von der elektrischen Zahnbürste über den Akkurasierer bis zum Kaffeevollautomaten - für naturgegeben hält, weiß nichts von den Leistungen der Mütter und Väter beim Erschaffen dieses Wohlstandes. Es ist diese Generation, die nun ganze Städte zu Fußgängerzonen umbauen will, damit die alternde Bevölkerung ihre Einkäufe möglichst nicht nach Hause transportieren kann.... Anders lässt sich das wohl nicht erklären. Bloß nicht arbeiten oder vielleicht gar noch schmutzig machen. Eine Partei, heute mit in der Regierung, hat das schon immer vorgelebt. Wie erklärt sich sonst, dass im südöstlichsten und grün regierten Bundesland die wenigsten Windenergieanlagen (die Stadtstaaten mal ausgenommen) stehen? Der benötigte Strom fürs "klimafreundliche" Handy mit dem angebissenen Apfel kommt ja auch aus der Steckdose, die Wärme in der Heizung aus der Wand und die Milch aus dem Supermarkt. Ach nee, die ist ja nicht vegan!

 

Eintrag 23.10.2022

Unser erster Urlaub nach Corona ist gerade zu Ende gegangen. Wir waren diesmal im Mittelmeer auf Malta. Die wechselvolle Geschichte Maltas machte diese Reise wieder sehr interessant. Ich fand die Landschaft im Inselinneren zwar nicht sonderlich spannend, aber Malta hat ja noch viel mehr zu bieten.

Zum Reiseende kam meine Frau durch ihre Erkrankung leider an ihre Leistungsgrenze, trotzdem war die Reise eine schöne Bereicherung mit vielen bleibenden Erinnerungen.

Zurück in Deutschland waren wir dann wieder im allgemeinen Irrsinn unserer verblödenden Gesellschaft angekommen, was die positiven Erlebnisse der Reise schnell verblassen ließ.

 

Eintrag 08.02.2023

Ein neues Jahr, ein neues Glück!? Wir werden sehen. Meine Frau hatte sich einer OP unterziehen müssen. Wir müssen nun abwarten, ob sich ihre Gesundheit wieder festigt. Mitten in die OP-Nachsorge haben wir den Zuschlag für eine neue Wohnung bekommen. Nahezu 2 Jahre hat es gedauert, bis es geklappt hat und wir nun umziehen können. Es ist fast die Wunschwohnung geworden, kleine Abstriche mussten wir aber doch machen. Den Umzug werde ich allerdings fast selbst stemmen müssen, da meine Frau mir mit nur leichten Sachen helfen kann.

 

Eintrag 05.03.2023

Es ist vollbracht: Ich habe die gesamte Homepage überarbeitet und die Angaben über Transsexualität und Transition, die ja hier den Stand von vor 10 bis 15 Jahren vermittelten, heraus genommen. Schon öfter wurde ich angeschrieben, dass viele Angaben nicht mehr aktuell sind. Dem bin ich nun nachgekommen und da ich heute keinen aktuellen umfassenden Einblick mehr in die ganze Materie habe, ist dies alles entfernt worden. Mein Leben geht aber weiter und das soll auch weiterhin Bestandteil dieser Seite sein.

 

Eintrag 06.08.2023

Die Zeit rennt mir schon wieder nur so durch die Finger. Wir haben jetzt Juli. Der Urlaub Anfang Mai in Albanien ist eine gefühlte Ewigkeit her und Ende Mai unser Umzug in eine neue größere Wohnung ist auch vollzogen. Es ist zwar noch nicht alles an seinem Platz, auch weil durch lange Lieferzeiten der neuen Möbel noch nicht alles beisammen ist, aber es wird. Die Mieter im neuen Haus sind alle sehr nett und freundlich. Abneigung mir gegenüber konnte ich bisher nicht registrieren. In wie weit sie etwas über meine Situation ahnen oder gar wissen, ist mir nicht bekannt. Irgendwelche Andeutungen in Richtung Transidentität gab es noch nicht.

Bei meiner Frau stabilisiert sich das allgemeine Befinden auch langsam wieder. Der Abwärtstrend hat sich umgekehrt und es geht in kleinen Schritten aufwärts, wohl wissend, dass sie nie wieder vollends gesund wird. Wir müssen das Beste daraus machen! Jetzt hat sie auch die Bewilligung zu einer Kur erhalten.

 

Eintrag 21.12.2023

Das Jahr neigt sich langsam seinem Ende zu, draußen ist es kühl, windig, regnerisch - typisch Herbst eben. Wie uns allen immer wieder eingebläut wird, liegt das wohl an der Klimakriese.

Ich hatte mich bei meinem letzten Eintrag hier zu früh über die gesundheitliche Besserung meiner Frau gefreut. Ab der zweiten Augusthälfte ging ihr Allgemeinzustand rapide abwärts, so dass sie nun wieder im Krankenhaus ist. Endlich ist man der Ursache auf den Grund gegangen und hat nicht mehr nur an den Symptomen rumgedoktert. Was ich aber im Zusammenhang mit der Einlieferung ins Krankenhaus bei der Organisation des Krankentransports erlebt habe, ist eines sogenannten "Sozialstaates" mehr als unwürdig. Am unwürdigsten hat sich das DRK aufgeführt.

Die Ursache war bald gefunden und man hat versucht zu retten, was zu retten ist. Meine Frau hatte gleich der OP zugestimmt mit den Worten: "Es kann nur besser werden." Es hat allerdings doch wohl nicht so funktioniert wie geplant, aber nicht operieren war ja auch keine Alternative mehr. Nun heißt es abwarten, wie sich alles weiter entwickelt. Die Aussichten sind bis jetzt düster.

(Aufnahme rechts vom 06.05.2023 in Saranda/Albanien)

Die ganzen Jahre erfüllten mich mit Glück und Freude. Wir haben fast alles erreicht und wollten unseren gemeinsamen Lebensabend genießen und nun das – ich habe eigentlich gar keine Tränen mehr....

 

Eintrag 24.12.2023

Heute ist Heiligabend. Meine Frau liegt immer noch auf der Intensivstation und ist noch nicht wieder erwacht. Ich habe wenigstens nun so halbwegs wieder Boden unter den Füßen bekommen aber meine Psyche fährt weiter Achterbahn. So wie ich damals lernen musste, mit der psychischen Krankheit meiner Frau umzugehen, zu akzeptieren und zu verstehen, muss ich heute akzeptieren und verstehen, was jetzt ist – von heute auf morgen. Es ist so unendlich schwer, einen geliebten Menschen so zu sehen und nicht helfen können.

 

Eintrag 28.12.2023

Weihnachten ist vorbei und der Jahreswechsel steht vor der Tür. Draußen wird auch schon vereinzelt geknallt. Das neue Jahr wird für mich sehr, sehr schwer anfangen, schwerer als das alte endet. Zum Ende der ersten Woche werde ich pro Forma gefragt, in wie weit die Patientenverfügung meiner Frau umgesetzt werden soll. Nach 37,5 Jahren Ehe soll ich über ihr Leben entscheiden; werden, wie sie es in der Patientenverfügung wünscht, die unterstützenden Geräte abgeschaltet. Sie wollte keine lebenserhaltenden Maßnahmen und diesem Wunsch fühle ich mich verpflichtet, so schwer mir das auch fällt. Nur ein Wunder kann noch helfen, doch an Wunder glaube ich schon lange nicht mehr. Nun muss mein Pluto als Seelentröster wieder ran, wie damals bei meiner Transition. Ein Glück, dass ich ihn habe, Kuscheltiere haben eben doch was gutes.

 

Eintrag 06.01.2024

Wir haben nun ein neues Jahr. Die letzten knapp 3 Wochen waren für mich eher der Horror. Da hat nicht mal mein Pluto mich trösten können. Nach dem Jahreswechsel machte sich bei mir eine relative Abgestumpftheit breit, als wenn ich die Problematik nicht mehr an mich ran lassen wollte. Doch nun scheint laut MRT langsam Licht am Ende des Tunnels. Ein behandelnder Arzt teilte mir mit, dass die erwarteten bleibenden Schäden nicht so gravierend sein werden und sich ihr derzeitiger Zustand hoffentlich bald bessern wird. Ein Umstand, der mich nun wieder zuversichtlicher in die Zukunft blicken lässt. Allerdings, bleibende Schäden und welche und wie äußern die sich, das ist genauer noch nicht zu sagen. Da heißt es weiter warten bis sie endlich das Bewusstsein wieder erlangt und hoffen.

 

Eintrag 09.01.2024

Zu früh gefreut! Von wegen Licht am Ende des Tunnels. Es hat sich nichts Entscheidendes geändert. Die Ärzte erzählen aber auch jeder was anderes. Ein Bekannter von Früher, heute Arzt der Intensivmedizin, hatte mir jetzt in einem offenen Gespräch gesagt, wie es aus Sicht der Intensivmediziner aussieht und das war wie bereits schon bald nach der entscheidenden Operation. Sie wissen einfach nicht, warum sie das Bewusstsein nicht wieder erlangt. Meine Frau wird wohl nie mehr ein selbstbestimmtes Leben führen können so die Aussage. Und da kommt wieder die Patientenverfügung ins Spiel, denn das wollte sie nicht. Ich muss dann die Entscheidung treffen, wann die medizinischen Maßnahmen beendet werden. Davor habe ich eine Scheißangst. Der Chefarzt der Neurochirurgie sieht das allerdings noch nicht so dramatisch. Nach neurologischen Untersuchungen müsste sie wieder auf die Beine kommen. Aber warum sie nicht wach wird, kann er auch nicht verstehen.

So sehe ich mich nun hier vor einer Zukunft, die weder wenigstens ein bisschen abschätzbar ist, noch dass ich irgendwie Anhaltspunkte habe wie weiter oder ich auf irgendwelche Lebenserfahrungen zurückgreifen kann. Es ist eine völlig ungewisse Zukunft und ich taumle da zur Zeit rein, ohne dass ich auch nur etwas beeinflussen könnte. Ich sitze zwischen zwei Stühlen ohne jeglichen Halt zu finden.

 

Eintrag 14.01.2024

Die Situation ist nahezu unverändert. Meine Frau macht zwar öfter mal die Augen auf, aber der Blick ist leer, ohne jegliche Regung starr nach oben an die Decke gerichtet. Derzeit wird sie von der künstlichen Beatmung entwöhnt und nach und nach für einen Wechsel vielleicht in die Palliativmedizin vorbereitet. Heute hat meine Frau die 7. OP innerhalb von genau 4 Wochen, nur weil es bei der 1. OP zu einer Einblutung im Gehirn kam. Hier hat das lebenswichtige Blut ein Leben zerstört.

Meine Seele schreit und kann oder will sich partout nicht an die neue Lage gewöhnen bzw. das alles akzeptieren. Ich krieg das einfach nicht hin. Immer wieder quälen mich Heulattacken.

 

Eintrag 19.01.2024

Gestern vor einem Monat war die folgenschwere OP, die alles verändert hat. Ein Leben, welches uns viel Freude beschert hat, ist zerstört. Wenn auch die Krankheit meiner Frau uns immer wieder gefordert hat, wir haben gekämpft und alles gemeistert. Aber nun kann ich nicht eingreifen und die Geschicke bestmöglich lenken. Es ist so deprimierend, nicht mehr helfen zu können, machtlos zu sein.

Heute Nachmittag war ich nun zu einer Gesprächsrunde mit Ärzten aus den verschiedenen beteiligten Fachrichtungen geladen, wo mir ein Ausblick gegeben wurde, was uns erwartet. Meiner Frau wurde auf Grund ihres schlechten Allgemeinzustandes nur noch eine Lebenserwartung von wahrscheinlich 5 bis 24 Monaten prognostiziert, und das bei voller intensivmedizinischer Versorgung. Genau das, abhängig von Schläuchen und Geräten, hat sie nie gewollt. So habe ich schweren Herzens entschieden, so wie sie es in ihrer Patientenverfügung bestimmt hat, am Montag Abend die Intensivversorgung einstellen zu lassen. Zuvor will ich mich von ihr in Ruhe verabschieden. Es wird aber alles getan, dass sie schmerz- und stressfrei friedlich einschlafen wird. Eine Verlegung in die Palliativmedizin wird nicht mehr erfolgen, damit sie keine zusätzlichen Strapazen erleidet. In wie weit ich in den letzten Minuten bzw. Stunden bei ihr bin, habe ich noch nicht entschieden. Ich weiß nicht, ob ich das psychisch meistere, es wären die schwersten Stunden meines Lebens.

Im Moment habe ich das alles noch gar nicht so richtig verinnerlicht, das kommt erst in den nächsten Tagen....

 

Eintrag 20.01.2024

So, wie es jetzt läuft, hatte ich mir das eigentlich nicht gewünscht. Die Intensivversorgung wurde bereits gestern Abend eingestellt. Ich konnte mich aber doch heute noch von meiner lieben Astrid verabschieden. Für eine kurze Zeit hatte sie ihre Augen etwas geöffnet, aber wieder mit dem starren leeren Blick. Auch ihren Mund hatte sie geschlossen, als ich sie um den Mund gestreichelt hatte, damit ich sie noch mal innig küssen konnte. Sie hat das bestimmt registriert, obwohl sie bereits unter Morphium steht. Es war ein trauriger Abschied, sie so da liegen zu sehen, um Luft kämpfend. Ob sie damals geahnt hat, als sie die Patientenverfügung mit mir aufgestellt hat, wie die letzten Lebensstunden aussehen? Ich weiß es nicht.

Nun sitze ich hier zu Hause und warte auf den Anruf, dass sie es geschafft hat und von ihrem Leiden erlöst ist.

 

Eintrag 22.01.2024

Gestern war meine liebe Frau ganz ruhig, atmete recht gleichmäßig und friedlich, bekommt jetzt auch mehr Morphium. Wenn ich sie um den Mund gestreichelt hatte, hat sie ihn immer geschlossen und ich konnte sie immer ganz liebevoll küssen. Einmal hat sie auch die Augen leicht geöffnet, aber wie immer mit dem leeren Blick.

Obwohl ich mich seit ihrer Erkrankung schon öfter mit dem Szenario befasst habe, macht mich diese Situation heute seelisch fertig. Sie trifft mich zwar nicht unvorbereitet, ist aber seelisch nur schwer zu beherrschen. Zu Hause quälen mich immer wieder Heulattacken und die Psyche fährt Achterbahn, wenn ich mich nicht durch irgendwelche Arbeiten ablenke.

Ergänzung:

Heute war ich wie jeden Tag in den letzten 6 Wochen in der Klinik, 5 Wochen davon auf der Intensivstation. Es war alles ganz friedlich. Wenn ich wieder über die Lippen meiner Frau streichelte, hat sie wieder den Mund geschlossen und ich konnte sie ausgiebig küssen. Jetzt wieder zu Hause, beschleicht mich ein ganz ungutes Gefühl, dass es das letzte Mal war.

Meine Seele ist bis heute noch nicht bereit, das alles zu akzeptieren, obwohl es keine andere Chance gibt.

    

Eintrag 23.01.2024

Geliebt, beweint und unvergessen!

Nachdem ich mich in der Besuchszeit (auf der Intensivstation gelten strengere Regeln) noch mal in Ruhe und ausgiebig von meiner geliebten Astrid verabschiedet habe, ist sie ca. 1,5 Stunden später am Abend friedlich eingeschlafen. Mit knapp 68,5 Jahren eigentlich noch kein Alter zum Sterben. Ich war dann wieder im Krankenhaus und habe sie in stiller Trauer auf ihre letzte Reise geschickt.

Meine Frau hat fast 3 Jahre tapfer gegen den Krebs angekämpft und schließlich doch verloren. Wie ich die neue Situation nach 37 Jahren und fast 8 Monaten Ehe nun meistern werde, weiß ich noch nicht. Erst mal ist alles sehr, sehr traurig für mich.

 

Eintrag 25.01.2024

Zu Hause ist es ruhig geworden, sehr ruhig, zu ruhig. Keiner erzählt was, stellt Fragen oder beantwortet sie. Alles ist leer und traurig. Meine Frau fehlt mir schon zwei Tage nach ihrem Tod so sehr. Ich habe immer noch kein tragfähiges Konzept oder wenigstens einen vielversprechenden Ansatz, wie es nun weitergehen soll. Auch mein Pluto kann mir keinen Trost spenden.

Heute habe ich den Wocheneinkauf erledigt, sonst haben wie das beide zusammen gemacht. Da wurden dann auch öfter zusätzlich kleine Sachen gekauft, die jeder gerne so mochte. Das ist nun ausgefallen.

Morgen spreche ich mit dem Bestattungsunternehmen die nötigen Formalitäten und Eckpunkte (Sarg, Urne, Blumen und Ablauf) durch, da werden wieder literweise Tränen fließen. Meine Seele hat zwar nun den Verlust meiner lieben Astrid akzeptiert, musste es akzeptieren, aber der Umgang damit ist dermaßen schwer, dass ich aufpassen muss, daran nicht zu zerbrechen. Hier ist ja leider niemand mehr, der mich auffangen könnte.

 

Eintrag 25.01.2024

Heute, eine Woche nach ihrem Tod, konnte ich meine liebe Frau zum allerletzten Mal sehen. Sie lag in ihrem Sarg so hergerichtet, dass man die Spuren der letzten medizinischen Aktionen so gut wie nicht sehen konnte. Es war für mich sehr schwer, den Anblick zu ertragen. Ich habe, wo wir dann in der Stunde des endgültigen Abschieds allein waren, laut geheult, wie auch schon ein paar Mal zu Hause, wenn es mich überkam. Aber im Sarg war das nicht mehr so richtig meine geliebte Astrid. Das Gesicht war eingefallen und spitz, sie ähnelte hier sehr ihrer Mutter in den letzten Jahren vor deren Tod. Der Körper meiner Frau war kalt und als ich sie ein allerletztes Mal küssen konnte gewöhnungsbedürftig, weil absolut ungewohnt. Ich will sie so in Erinnerung behalten, wie sie mich von meinem Computerbildschirm anlächelt. Mir ist das allerliebste, was ich hatte, genommen worden.

Schwere Vorwürfe gegen die Ärzte, die meine Frau onkologisch betreuten, muss ich aber machen. Zwar haben sie alles immer untersuchen lassen, aber bei den Kontrolluntersuchungen wurde der Kopf nie mit einbezogen. Auch nicht, als die Anzeichen sich mehrten, dass da etwas nicht in Ordnung zu sein scheint. Leider habe ich mich immer von Beschwichtigungen, es seien Nebenwirkungen der Chemo, vertrösten lassen. Wäre eher etwas unternommen worden, hätte sie vielleicht noch eine reale Chance gehabt.

Anschließend war ich zu einem Gespräch bei einem Psychologen, man hatte es mir wärmstens empfohlen. Danach bin ich noch zu einer lieben Freundin gefahren, die mich und meine Frau schon lange kennt. Wir hatten uns zwar schon einige Zeit nicht mehr gesehen, aber diese Zeit heute bei ihr und das Gespräch über Erinnerungen haben mir wieder etwas Zuversicht und Kraft gegeben. Es war Balsam für meine Seele.

 

Eintrag 05.02.2024

All das, was ich die letzten Tage und Wochen durchgemacht habe, hat mir, vor allem meiner Psyche, stark zugesetzt. Oft habe ich keinen Ausweg mehr gesehen und die Kraft für ein Weiter fast verloren. Früher habe ich mich immer gefragt, warum nehmen Menschen Drogen. Heute kann ich das verstehen, dass wenn man keinen Ausweg mehr sieht und sich dann aufgibt, der Weg dahin nur ein kleiner Schritt ist. Bei manchen geht es ganz schnell oder bei anderen nach und nach, je nach dem wie gefestigt die eigene Persönlichkeit ist. Ich habe nicht diesen Weg genommen, auch dem Alkohol bin ich nicht verfallen. Hilfe habe ich mir beim Psychologen geholt und vor allem bei lieben Freunden gesucht. Das bisschen der noch existierenden Verwandtschaft, die eh' mit mir nicht viel am Hut hat, habe ich gleich großzügig außen vor gelassen. Die Gespräche mit lieben Freunden, oder das Chatten mit ihnen, hat mir immer wieder Kraft gegeben und mich aufgebaut. Aber auch das Berichten über meine Gedanken und Gefühle hier auf dieser Plattform haben mir sehr geholfen, genau so wie damals bei meiner Transition, als es nur sehr schleppend voran ging.

Zu Beginn der Krebserkrankung meiner Frau hat sie auf Anraten des Arztes damals mit mir auf Grundlage einer Anleitung des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz mit rechtssicheren Textbausteinen aufgesetzt. Mir fiel es damals schwer, ihren Wunsch so wie sie wollte, zu akzeptieren. Nach dem, was nun eingetreten ist, muss ich ihr noch immer für ihre Hartnäckigkeit danken. Diese Patientenverfügung hat eine sehr schwere Last von mir genommen, als es um die Abschaltung der Geräte ging. Ich habe ihrem Wunsch entsprochen und zugestimmt im Bewusstsein, ihrem Wunsch auch wirklich zu entsprechen, obwohl es mir unendlich schwer gefallen ist. Im Ergebnis dieser Erfahrung kann ich jedem nur raten, eine Patientenverfügung zu machen. Ich hatte bisher keine Patientenverfügung, habe das aber in den letzten Tagen mit für mich wichtigen Eckpunkten nachgeholt. Zumal ich ja keinen Direktvertrauten mehr habe, war mir das sehr wichtig.

 

Eintrag 10.02.2024

Die Inhalte der Trauerrede für die Trauerfeier habe ich nun mit der Trauerrednerin vor ein paar Tagen durchgesprochen. Ich hatte gleich von Anfang an Vertrauen in sie gefasst, fand sie sympathisch. In dem schönen und offenen Gespräch über das Leben meiner geliebten Frau, es dauerte fast 3 Stunden, sind viele schöne Erinnerungen wieder wach geworden. Zu manchen Passagen liefen zwar zahlreiche Tränen, doch hat es mir gezeigt, dass ich viele schöne Erinnerungen an sie habe, die mir keiner nehmen kann.

Jetzt ist wieder Wochenende und sitze nun allein zu Hause in unserer schönen Wohnung. Es ist still und ohne Leben. Die plötzliche Einsamkeit und das Fehlen von Leben um mich herum erdrückt mich. Ich bin gebrochen und es geht mir sehr sehr schlecht. Mein seelischer Zustand wird mehr und mehr zum Problem, auch Kreislaufprobleme kommen jetzt dazu. Nun rächt sich, dass ich hier in Brandenburg nur einen sehr kleinen wirklichen Freundeskreis habe. Die ganzen Jahre war meine Frau immer da und das ist nicht mehr.

 

Eintrag 19.02.2024

Heute war nun die Beisetzung meiner lieben Astrid. Ich habe geheult wie ein Schlosshund. Der schönste Abschnitt in meinem Leben ist beendet und wird nie wieder kommen. Es bleiben nur wunderschöne Erinnerungen. In unserer neuen Wohnung erinnert mich alles an meine liebe Frau, hat sie doch maßgeblich an der Ausgestaltung mit beigetragen. Wie es nun mit mir weitergehen soll, weiß ich noch nicht. Mein weiteres Leben muss ich nun neu organisieren und habe absolut keine Vorstellungen. Ich weiß ja noch nicht einmal, ob ich darin noch einen Sinn finden werde.

 

Eintrag 25.02.2024

Ich sitze hier nun allein zu Hause in unserer neuen Wohnung und nichts kann mich motivieren. Der Haushalt wird, soweit notwendig, geführt, aber weiter ist da eben nichts. Alles ist leer und erscheint nutzlos. Das Gefühl, das mich immer wieder befällt, suggeriert mir, dass meine Astrid ja gar nicht weg ist. Sie ist nur mal eben nicht zu Hause. Dieses Gefühl kann ich nicht beschreiben, auch nicht in Worte fassen. Es fühlt sich nur extrem eigenartig an. Manchmal denke ich, ich bin durch die Leere durch und fasse wieder Mut. Aber nicht lange, da trifft mich dann wieder die Einsamkeit. Meine Seele will einfach nicht akzeptieren, dass meine Astrid nie wieder zurück kommt. Ich fühle mich verlassen und vergessen. Der Lebensinhalt ist weg. Außer schönen Erinnerungen und vielen Tränen ist nichts geblieben. Selbst die Zeilen hier fallen mir unendlich schwer. Ich habe keine Kraft mehr und will auch nicht mehr.

Morgen fahre ich noch mal zum Bestatter, die Danksagung für die Zeitung in Auftrag geben. Übermorgen habe ich dann wieder einen Termin beim Psychologen.

 

Eintrag 02.03.2024

Nun ist schon März und seelisch geht es mir kein bisschen besser. Bestimmte Gedankengänge muss ich möglichst ausblenden, um nicht laut loszuheulen. Das klappt aber nicht immer. Wenn ich zu Hause bin, ist das kein Problem, auch auf dem Friedhof nicht. Aber sonst, die Leute, die meine Tränen mitkriegen, wissen ja nicht warum und wundern sich. So langsam realisiert das meine Seele zwar, dass meine Astrid nicht mehr wieder kommt. Aber sie will es immer noch nicht akzeptieren. Und da ist es dann wieder, mein eigenartiges, unbeschreibliches Gefühl, was mich quält. Doch ich muss und will auch das Gewesene der letzten Wochen, Monate aufarbeiten, auch wenn es sehr schwer fällt. Noch immer habe ich kaum Vorstellungen, wie ich weiter leben will bzw. soll. Gedanken an ein Ende mischen sich mit ein. Ein Ausweg aus meiner derzeitigen Situation und ein neuer Lebenssinn sind dringend geboten.

 

Eintrag 07.03.2024

nun sitzt der kleine Simba allein auf dem Bett

Ich habe keine Kraft mehr und ich will auch nicht mehr. Meine Hände zittern, wenn ich mich auf etwas konzentrieren muss. Zwischendurch geht es zwar hin und wider, das ist meist aber nur von kurzer Dauer, bis mich irgendeine Erinnerung wieder einholt. Vorgestern wurde im Radio "Circle of Life" von Elton John aus "König der Löwen" gespielt, den Titel hatte ich mir auch für die Trauerfeier ausgesucht. Meine Frau liebte den Film und auch das Musical. Der kleine Löwe Simba war ihr Talisman und als Stofftier aus dem Hause Disney bei Reisen immer mit dabei. Dieses Musikstück hat mich dann total umgehauen und das ist bis jetzt noch nicht vorbei. Ich muss immer wieder daran denken. Diesen kleinen Löwen hatte ich auch immer mit, wenn ich meine Frau auf der Intensivstation besucht habe und auch bei der Trauerfeier war er dabei.

Gestern war ich erneut bei meiner Psychotherapeutin, die mich seit dem Tod meiner Frau betreut. Sie hat eine gewisse Suizidgefahr bei mir ausgemacht und mir so einige Empfehlungen gegeben, wie ich dagegen angehen kann. Aber umsetzen muss ich alles allein. (– oder auch nicht, das bleibt bei mir. Wegsperren auf Verdacht geht ja nicht, wäre sicherlich auch kontraproduktiv.)   

   

Eintrag 14.03.2024

So langsam akzeptiert meine Seele, dass meine Astrid nie mehr zurückkommt. Auch mit dem Aufarbeiten der letzten Tage, Wochen und Monate komme ich langsam zurande. Aber immer wieder gibt es Phasen, wo ich einfach vor mich hin heule und ich das alles partout doch nicht glauben will; innerhalb weniger Stunden ein Leben zerstört und meinem Leben den Sinn genommen. Dann sind die guten Vorsätze, wie weiter, hin, meine Psyche spielt verrückt und mich quält ein Gefühl der Hilflosigkeit in einer Leere um mich herum. Auch wenn ich in ruhigen Stunden über meine Situation nachdenke, erscheint alles sinnlos. Und da ist dann auch wieder der Gedanke, doch einfach aufzugeben und allem ein Ende zu bereiten. Ab hält mich davon nur, noch alles für den Nachlass zu klären, damit der nicht da hingeht, wo ich es nicht will.

Freunde, mit denen ich über meine Gedanken gesprochen habe, versuchen zwar mich davon abzuhalten, einen Schlussstrich zu ziehen, aber letztendlich bleibe ich weiter auf mich gestellt. Sie haben ja auch ihr eigenes Leben zu meistern in dieser bescheuerten Gesellschaft. Für mich habe ich nach wie vor weiter keine Perspektive. Meine Planungen laufen erst mal bis zur ersten Maidekade, da mache ich nun doch die Mitgliederreise unserer Volksbank für dieses Jahr mit, aber diesmal leider allein.

  

Eintrag 19.03.2024

Heute war wieder so ein Tag, der mich total psychisch fertig gemach hat. Vom Bestattungsunternehmen habe ich ein Fotobuch bekommen mit Aufnahmen von der Beisetzung meiner lieben Frau Astrid. Es sind wunderschöne Aufnahmen vom Ablauf. Das hat mich dann abermals total fertig gemacht. Aber es sind auch Erinnerungen von ihrem letzten Weg. Ich habe beim Durchblättern Krokodilstränen geheult. Und da war er dann auch wieder, der Wunsch ihr zu folgen.

Morgen muss ich wieder zum psychologischen Gespräch.

     

Eintrag 27.03.2024

Jetzt plagen mich schwere Depressionen und haben meine Trauer überlagert. Das psychologische Gespräch und am Abend noch der Besuch einer Veranstaltung, wo ich viele getroffen habe, die uns kannten, haben nur kurzzeitig geholfen. Am nächsten Tag, anfangs ging es mir noch recht gut, kamen dann mit Macht die Depressionen. Sie lähmen mich bis heute. Nahezu nichts geht mehr, trotz Tabletten. Die Leere erdrückt mich und nichts scheint zu helfen. Es ist ein riesiges Loch, in das ich gefallen bin. Wie soll das nur weiter gehen. Ich bin vollständig neben der Spur und bis jetzt ohne Aussicht auf Besserung.

   

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Ich hatte alles erreicht, obwohl dieser Weg über viele Abschnitte nicht leicht war. Trotzdem habe ich es nicht bereut. Ich konnte mit meinem Leben glücklich sein. Manchmal glaubte ich immer noch, es ist nur ein Traum. Aber es war Realität! Ich träumte nicht mein Leben, ich lebte meinen Traum. Meine Partnerin hatte mich akzeptiert und wir beide kamen gut damit klar. Nun hat ein schwerer Schicksalsschlag diesem Leben ein Ende beschert und ich frage mich ernstlich, wie soll mein weiteres Leben aussehen? Es ist auf einmal alles so leer und ohne Inhalt, nichts, was mich weiter führt.

 

Wird immer mal wieder ergänzt.

© H. M. Waßerroth